Ploimer Kirche

Bau des Gotteshauses vor 100 Jahren begonnen

 

Mit dem Bau der Kirche vor 100 Jahren war man selbst in Kreisen der Heimatgeschichtler auf das Jahr 2020, dem 100. Jahrestag der Weihe des Gotteshauses, konzentriert. Tatsächlich aber ist der Großteil des Kirchbaus schon im Jahr 1914 erledigt worden.

 

 

Handgemalte Ansichtskarte der Pflaumheimer Kirche mit dem alten Turm. Der heutige 36 Meter hohe Kirchturm mit Kuppel wurde 1930 errichtet. Repro: Lothar Rollmann

Der damalige Ortschronist, Hauptlehrer Josef Schuck (1893 - 1967), hat in seinem Heimatbuch von 1937 »Pflaumheim im Bachgau« über die »Kirchenerweiterung 1914«, die eigentlich ein Neubau gewesen ist, festgehalten: »Eben hatte man den Dachstuhl aufgeschlagen und die Ziegeln gelegt, da brach der Weltkrieg aus.« Wäre der Bau nur um ein halbes Jahr hinausgeschoben worden, »so hätte er wegen des Krieges nicht mehr vorgenommen werden können und das sauer ersparte Kapital hätte die Inflation verzehrt«.
So aber konnte die Kirche während des Krieges fertig gestellt werden. Erst jetzt, bei einem Gespräch mit Norbert Raab, einem Meister des Bauhandwerks, wurde der Bau der Kirche von diesem als ein »Krafttakt der damaligen Zeit und Verhältnisse, innerhalb weniger Monate« bezeichnet. Schon am 1. Januar 1891 wurde der Kirchbauverein gegründet; es wurden Spenden gesammelt, so dass für die auf 94 000 Mark errechneten Baukosten 71 000 Mark beisammen waren. Den Rest von 23 000 Mark deckten private Bürgschaften. 61 Bürger brachten 49 100 Mark, also mehr als das Doppelte der erforderlichen Summe, auf.
Nachdem die Genehmigungen erteilt worden waren, begann der Bau im Frühjahr 1914. Am Sonntag, 26. April 1914, wurde der Grundstein gelegt. Der Stiftspfarrer von Aschaffenburg als Dekan des Kapitels Aschaffenburg-West, Ignatz Hergenröther, segnete ihn.
Der »Beobachter am Main« berichtete, die Leute hätten dicht gedrängt auf dem Bauplatz gestanden. Unter den Gästen sei auch der Mainzer Dombaumeister Professor Ludwig Becker gewesen, der die Kirche geplant hatte.
Erst am 12. Oktober 1920 wurde die Kirche eingeweiht. Der damalige Großostheimer Pfarrer Ambros Martin - Pflaumheim war bis 1923 eine Kaplanei der Großostheimer Pfarrei St. Peter und Paul - wollte schon dies schon im Sommer 1915 feiern als der Rohbau fertig war. Das aber lehnten die Pflaumheimer ab, weil so viele Einwohner im Krieg waren. Ebenso war es im Jahr 1919, weil etliche Pflaumheimer noch in Kriegsgefangenschaft waren. Laut dem Organist Alfred Rollmann (85) kehrten sein Vater Georg Rollmann, Friedrich Schuler und ein weiterer Pflaumheimer 1920 als die Letzten aus französischer Kriegsgefangenschaft heim.

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Text und Bild: Lothar Rollmann, bearbeitet von Herbert Rachor

 

 

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