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Neubürger braucht das Land Zuwanderungen sind schon seit Jahrhunderten ein Dauerzustand Das aktuell gewordene Thema über Zuwanderung ist nicht erst jetzt Gegenstand von Debatten. Schon früher waren je nach Wirtschaftslage Zuwanderungen notwendig geworden. Einwanderungen waren vor allem nach der Auszehrung durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) für die Übriggebliebenen eine existenzielle Frage, zeigen die Beispiele aus dem Bachgau. Übersichtlich wird diese Problematik an den Daten kleiner Gemeinwesen. In Pflaumheim war nach dem Dreißigjährigen Krieg die Zahl der Einwohner von etwa 450 auf unter 100 gesunken. So ist aus dem von Josef Schuck 1937 herausgegebenen Heimatbuch „Pflaumheim im Bachgau“ heraus zu lesen, dass es nach dem Kriege nur ganz langsam aufwärts gegangen ist. Die Statistik vermerkt in den zehn Jahren von 1649 bis 1658 nur neun Eheschließungen und 42 Geburten. Von 1659 bis 1668 waren es elf Hochzeiten und 46 Geburten. Eine Parallele zu heute ist erkennbar. Von der Regierung gewünscht, setzte bald eine Einwanderungsbewegung in den Bachgau ein: Wenigumstadt, das fast ausgestorben war, wurde 1661 von zahlreichen Familien aus der Gegend um Lüttich und Verviers in Belgien neu besiedelt. Auch in (Groß)Ostheim siedelten sich mehrere wallonische Familien an. Nach Pflaumheim kamen in dieser Zeit ebenfalls immer wieder Zuwanderer. So 1663 aus Österreich, 1668 aus Tungern in Belgien, 1669 aus Linz im Ländel ob der Enns. 1670 kamen Einwanderer aus Villingen, 1689 aus Burglos bei Lüttich, 1700 aus Tirol und 1701 aus Lutter im Eichsfeld. Nachhaltig bemerkbar machte sich dabei die Einwanderung der Schuler-Sippe aus Wald in Tirol. Die drei Gebrüder Schuler waren fähige Steinmetze, die das in Pflaumheim schon beheimatete Handwerk wieder zur Blüte brachten. Der bekannteste von ihnen, Johannes Schuler, war von 1724 bis zu seinem Tod am 25. Februar 1730 „im Ansehen seines ehrbaren Wandels und sonstiger Fähigkeiten“ Landschöffe von Pflaumheim. Er plante und baute die Treppe zur Aschaffenburger Stiftskirche. Die Nachkommen bevölkern noch heute sehr zahlreich das Dorf. Durch diese Einwanderungen und den Geburtenreichtum kam Pflaumheim im Jahre 1707 wieder auf 350 und um 1734 auf rund 380 Einwohner, etwa 20 Jahre später stieg die Einwohnerzahl auf 540 Personen. Den meisten älteren Menschen noch in Erinnerung sind die Zuzüge nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem der Einzug der Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten im Jahre 1946. Pflaumheim kam damals einwohnermäßig erstmals ganz nahe an die Zweitausendergrenze. Heute sind die „Flüchtlinge“ wie sie fälschlich genannt werden, längst integriert und sprechen den Ploimer Dialekt. Schon in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts ging die Richtung wieder umgekehrt und die ersten wanderten nach Ungarn aus. Die Österreichische Kaiserin Maria Theresia förderte insbesondere die Besiedelung des Banats. Schuck berichtet, dass 1751 zwölf Personen aus dem Bachgau nach Ungarn verzogen seien und 1766 noch weitere. 1786 wanderte Peter Zahn aus Pflaumheim und Margareta Röder aus Mosbach heimlich nach Soram in Ungarn aus, weil ihrer Heirat Schwierigkeiten gemacht wurden. Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, Pflaumheim hatte um die 1000 Einwohner, es gab kaum Zuwachs „die Ernährungsmöglichkeiten dulden keine Bevölkerungszunahme mehr“ schreibt Schuck. Viele Jahrzehnte lang suchten sich Pflaumheims Töchter und Söhne in der Fremde ihre Existenz. In den aufblühenden Industrieregionen Deutschlands und vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika so Schuck. Lasse sich die Zahl der Amerika-Auswanderer auch nicht mehr genau feststellen, so seien es doch mehrere Hunderte gewesen. Nicht nur junge Leute hätten die Ausreise über das Meer gewagt, sondern auch Familien mit acht Kindern haben in den Staaten ihr Glück gemacht. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg stoppte die ständige Auswanderung. Die aufstrebende Heimschneiderei nahm alle jungen Leute auf und bot Verdienst. Vereinzelte Auswanderungen gab es wieder nach 1945. Aus dieser Zeit und auch noch von früher her, bestehen dorthin verwandtschaftliche Beziehungen. In die Mauer des Pflaumheimer Friedhofs eingebaut ist der sehr stark verwitterte Grabstein „Anno 1730“ des im Jahre 1700 aus Tirol eingewanderten Steinmetz Johannes Schuler, „gewesener Churfürstlicher Meintzischer Landschöpf allhier ein gewöhnlicher (bekannter) Liebhaber der Argidectur und Baumeister“. Diesem noch vorhandenen Grabmal hat sich der Geschichtsverein Pflaumheim angenommen und von dem einheimischen Natursteinbetrieb Zahn, nach einer vorhandenen Photographie, ein neues Grabmal anfertigen lassen, das am Sonntag, dem 5. Juni 2016 von dem damaligen Pflaumheimer Pfarrer Wollbeck den kirchlichen Segen erhalten hat. Text: Lothar Rollmann, Herbert Rachor Bild: Herbert Rachor Copyright 2021 by Geschichtsverein Pflaumheim 2006 e.V. |
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Neues Schuler Grabmal Schulergrabmal rekonstruiert Das rekonstruierte Grabmal des Johannes Schuler, so wie es auf dem Tisch des Steinmetzen liegt, ist nach dem Original aus dem Jahre 1730 angefertigt. In der Ortsgeschichte von Pflaumheim sind noch zahlreiche steinerne Zeugen früherer Generationen vorhanden. Neben den Bildstöcken aus der Zeit der Pflaumheimer Steinmetze ist es ein besonderes Grabmal des im Jahre 1700 aus Tirol mit seinen Brüdern Paulus und Matthäus zugewanderten Johannes Schuler, die den seinerzeit fast daniederliegenden Steinmetzberuf wieder zur vollen Blüte brachten. Die Steinmetze und Steinhauer waren noch vor und nach dem Ersten Weltkrieg ein Beruf für viele Pflaumheimer. So wie später die Heimschneider. Die Steinmetze waren beim Bau des Reichstags in Berlin und anderen Repräsentivbauten in Deutschland beteiligt Dem noch vorhandenen Original-Grabmal des Johannes Schuler, das stark verwittert in der Mauer des alten Friedhofs eingemauert ist, hat sich nun der Geschichtsverein angenommen und von dem einheimischen Natursteinbetrieb Manfred Zahn, nach einer vorhandenen Fotografie, ein neues Grabmal anfertigen lassen, das am Sonntag, dem 5. Juni um 11 Uhr, zusammen mit dem restaurierten "Schneiderbildstock" aus dem Jahre 1520, von Pfarrer Thomas Wollbeck kirchlich gesegnet werden wird. Daran schließt sich im Anton-Bieber-Weg ein Straßenfest des Geschichtsvereins an, das auch die Möglichkeit bietet, sowohl für den Bildstock als auch für das Grabmal, einen Obulus zu spenden. Der im Alter von 57 Jahren verstorbene Johannes Schuler, insbesondere jedoch sein Bruder Paulus, sind die Stammväter der noch vielen hier lebenden Nachkommen namens Schuler. Matthias Schuler ist bereits im Alter von zwanzig Jahren verstorben und war daher ohne Nachkommen. Der bedeutendste war aber Johannes Schuler, der schon 1709 zum Gerichtsschöffen "erwehlet" und "in Ansehen seines ehrbaren Wandels und sonstiger Fähigkeiten" Landschöffe von Pflaumheim wurde, also Bürgermeister. Sein heute noch bekanntestes Werk wird wohl die Planung und der Bau der Freitreppe zur Aschaffenburger Stiftskirche gewesen sein. Davon sind noch heute Zeichnungen im Stadt- und Stiftsarchiv in Aschaffenburg vorhanden. Von Johannes Schuler ist der sogenannte "Mannrechtsbrief", eine Art Abstammungsurkunde und Leumundszeugnis, im Original noch vorhanden und nicht zuletzt auch das Grabmal. Auf seinem Grabmal wird er als "gewesener Chur-fürstliche Meintzische Landschöpf alhier ein gewöhnlicher Liebhaber der Argidectur (Architektur) und Baumeister" vorgestellt. Das Wort "gewöhnlich" ist als "bekannter" zu übersetzen. Der Arbeitskreis "Ahnenforschung" des Geschichtsvereins hat sich in langer und intensiver Arbeit bemüht, alle Namen zusammenzutragen um ein "Familienbuch Schuler" mit 353 Seiten und etlichen Bildern zusammenzustellen und zu veröffentlichen. Es sind über 4000 Namen von fast 1000 Familien erfasst worden. Auch geht die Initiative zur Anfertigung des neuen Schulergrabmals von den Ploimer Ahnenforschern aus. Einer der Ahnenforscher hatte sogar die Behauptung aufgestellt, dass in fast allen Pflaumheimer Familien Schulerblut fließe. Text: Lothar Rollmann Bild: Robert Hock Bearbeitet von Herbert Rachor |
Johannes Schuler Der Mannrechtsbrief des Johannes Schuler Johannes Schuler, im Jahre 1700 aus Wald in Tirol nach Pflaumheim eingewandert, läßt sich am 17.Februar 1702 vor dem Petersgericht als Nachbar annehmen. Dazu zeigt er einen Geburtsbrief vor, der noch im Original erhalten ist. Die umfangreiche Urkunde hat folgenden Wortlaut: „Ich Franz Anton Reinhard, beeder Rechte Lizentiat und hochgräflicher Ferrarischer Pfleger der Herrschaft Ymst in Oberintal, der firstlichen Grafschaft Tyrol beurkunde von amts obrigkeitswegen hiermit, dass der beschaidene Paul Schueller, noch ledigen Stand, zu Wald meiner Jurisdiktion wohnhaft, an heut hernach zum Schluß benahmsten dato, vor mir erschienen ist mit anbringen, was maßen sein freundlich lieber Bruder Johannes Schueller, seiner Profession ein Maurer und Steinhauer sich zu Großostheim Churmainzischer Landen, heislich niederzulassen entschlossen und zum Ende seines ehelichen Herkommens ithem Geburts und redlichen Geschlechts halber glaubwürdigen Mannrechtsbrief von nöten seye, gehorsamlich pitend, ihme für gehörten seinen Bruder Johannes Schueller einen dergleichen von obrigkeitswegen abzugeben und mit zu theilen. Wann nun mir obengefierten Pfleger und meinem zugegebenen Gerichtsbeamten garwohl wissend und bekanndt, dass berierten Johannesen Schuellertis Vater und und Muetter, der ersamb Osvall Schueller, nunmehr seelig und die ehrsamb Eva Schatzin, ordentlich nach Satz des Trendinischen Conccily bestellte Eheleut gewesen, jederzeit eines christlich katholischen Wandl und zu mehr angerührten Waldt, Herrschaft Ymst, gehaust, hier zumaleninfolg ihrer gewehrten /: neben anderen Kindern :/ auch vorberedten Johannes Schueller Ehelich erzeugt und bekhommen, welcher nun volgents von meniglich hiniger Ennde für erst beschribene Eheleth Oswalden Schuellers und Eva Schatzin ehelich erzeugter Sohn gehalten und erkenndt worden, nächstdem und in ybrigen auf bestimmte Eheleuth noch den erzeugte Kinder mir nichts Ehrverletzliches vorkhomen noch wissend Sy auch sonsten keiner Leibaigenschaft oder anderer schwerer vepindnuses /: dergleichen hinniger Ennde ohne dais nit observierlich nit zugethan oder unterworfen, sondern disals gleich wie andere tyrolische Landesunterthanen hievon frei und ledig und exempt gewesen noch sein. Diesnach hab ich vorbestimmter Pfleger der Herrschaft Ymst, Lycentiat Franz Antoni REINHARDT bemelden Paul für seinen Bruder Johannes Schueller, beschaiden gehorsamb anlagen nach, gegenwärtigen Mannrechtsbrief für ein genuegsame Gezeuchnus sowohl eines ehelichen Herkommens, item Geburts und redlichem ganz unverleumdeten Geschlechts als zugleich frei ledig und unverpundner Leibaigenschaft zu dessen wahren Urkundt unter und mit meiner von ambts und obrigkeitswegen hieran gehangten eigenen Insigl /: doch daran Anderwerths ohne Schaden :/ also versört und bekräftigter hinauserthailt. Geschehen im herrschaftlichen Schloß Ymst den 3. Tag Monats January nach der allergnadenreichsten Geburt unseres Herrn Jesus Christi im siebenzehnten Hundert und ersten Jahr. Der "Manrechtsbrief" (Geburtsbrief) des Johannes Schuler aus Wald in Tirol. Ausgestellt vom "hochgräflichen Pfleger der Herrschaft Ymst" am 3. Januar 1701 Herbert Rachor |
Familienbuch Schuler Schuler-Blut fließt in fast allen Pflaumheimer Familien Im voll besetzten Saal des historischen Pflaumheimer Rathauses stellte der Geschichtsverein Pflaumheim am Freitag, den 4.12. sein neues Buch der Öffentlichkeit vor. Diesmal handelt es sich um eine jahrelange Arbeit des Arbeitskreises „Ahnenforschung“, der sich mit den Nachfahren der drei aus Tirol (Pitztal) eingewanderten Söhne des Oswald Schuler befasst hat. Obwohl der Geschichtsverein erst 2006 gegründet wurde, machte der Vorsitzende Robert Hock in seiner Begrüßung deutlich, dass die Ahnenforschung in Pflaumheim schon eine lange Tradition hat. Ehrenbürger Josef Schuck, der zu seiner Zeit auch das erste Pflaumheimer Heimatbuch verfasst hatte, musste seine Stammbaumergebnisse aber noch auf Tapetenrollen dokumentieren. In den 60er Jahren war es dann Pfarrer Karl-Josef Barthels, der ein Sippenbuch erstellen wollte, dieses aber in seiner 13-jährigen Pflaumheimer Wirkungszeit leider nicht fertigstellen konnte. Erstmals digitale Hilfsmittel einsetzen konnten Privatleute wie Gerhard Klug oder Werner Peter, die sich als Hobby mit diesem Thema auseinandersetzten. Im Geschichtsverein wurden dann die Kräfte gebündelt. Gerhard Klug, Alfred Peter, Herbert Rachor, Karl-Heinz Rohm und Werner Zengel bildeten einen 5-köpfigen Arbeitskreis und kümmerten sich nun intensiv um die Pflaumheimer Ahnenforschung. In seinem Grußwort dankte Bürgermeister Herbert Jakob dem Verein sowie besonders dem Arbeitskreis Ahnenforschung für seine wichtige Arbeit und sicherte die satzungsgemäße Bezuschussung des Familienbuches der Schuler zu. Herbert Rachor vom Arbeitskreis berichtete dann von der Arbeits- und Vorgehensweise bei der Datenrecherche. Beginnend mit Oswald Schuler und Eva Schatz, die insgesamt 5 Kinder hatten, beschränkt sich das Buch aus Datenschutzgründen auf 10 Generationen. Generation 2 waren die 3 Schuler-Brüder Johannes, Paulus und Matthäus, die in den Jahren 1700 und 1701 nach Pflaumheim kamen und hier das Steinmetzgewerbe zu neuer Blüte erweckten. Während Matthäus früh verstarb, ehelichten Johannes und Paulus Pflaumheimer Frauen und hatten zusammen 18 Nachkommen. Auf dem alten Pflaumheimer Friedhof befindet sich ein in die Friedhofsmauer eingelassener Grabstein von dem 1730 verstorbenen Johannes Schuler. Leider ist der Grabstein nicht mehr zu restaurieren, so dass der Grabstein auf Initiative des Geschichtsvereins mit dem Erlös des Buchverkaufs neu hergestellt und an geeigneter Stelle aufgestellt wird. In seiner eineinhalb Stündigen, kurzweiligen und interessanten Präsentation zeigte Herbert Rachor unter anderem die Entwicklung einiger Familienlinien und begrüßte anwesende Angehörige verschiedener Schuler-Linien, die auch zum Teil durch die Verheiratung der weiblichen Schuler-Linien auf andere Nachnamen hören. Auf jeden Fall wurde bei der Erstellung des Schuler-Buches festgestellt, dass in fast allen Pflaumheimer Familien „Schuler-Blut“ fließt und verwandtschaftliche Beziehungen bestehen, die sicher für viele überraschend sind. Nach Abschluss der Arbeit entstand nun ein Buch mit 351 Seiten, auf denen rund 1.000 Familien und 4.500 Personen aus 10 „Schuler-Generationen“ dokumentiert wurden. Wie für viele andere Familien, gibt es auch für die Schuler ein eigenes Wappen, welches von Herbert Rachor gezeigt und erklärt wurde. Unter den Gästen befand sich Patrick Schuler, der seit 2001 regelmäßig in seine „Heimat“ Tirol fährt und dabei sogar äußerliche Ähnlichkeiten zwischen hier und dort lebenden Personen entdeckt hat. Er hat bei seinen Besuchen festgestellt, dass sich die Geschichte der Schuler bis in 12. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ehrenvorsitzender Lothar Rollmann erinnerte an ein vor vielen Jahren von ihm verfasstes und leider unbeantwortetes Schreiben an die Gemeinde Arzl und regte an, es noch einmal zu versuchen und Arzl vom Schulerbuch in Kenntnis zu setzen. Er erinnerte sich auch, dass man den Schulern in seiner Kindheit gerne den Beinamen „Österreicher“ gegeben hat, welcher ja nicht ganz unbegründet ist. Vielleicht sei sogar ein Ausflug des Geschichtsvereins nach Tirol möglich? Zum Schluss bedankte sich der Vorsitzende Robert Hock bei Christine Reichert-Rachor von der Druckerei Reichert für die gute Zusammenarbeit bei der Herausgabe des Buches. Dankesworte gingen auch an Lisa Baumstark, Sarah Cirius und Andreas Braun von der Musikschule Großostheim, die mit klassischem Gitarrenspiel für den musikalischen Rahmen der Buchpräsentation gesorgt hatten und so auch für ihren Auftritt bei „Jugend musiziert“ üben konnten. Besonders herzlich fiel sein Dank dann aber für die 5 Männer vom Arbeitskreis Ahnenforschung aus, ohne deren Fleiß und Akribie ein solches Familienbuch nicht hätte erscheinen können. Die Buchautoren: Alfred Peter, Karl-Heinz Rohm, Herbert Rachor, Werner Zengel, Gerhard Klug mit Bürgermeister Herbert Jakob und dem 1. Vorsitzenden Robert Hock Nach dem offiziellen Teil konnten sich die Besucher in geselliger Runde noch über das Gehörte austauschen und das in kleiner Auflage herausgebrachte Buch zum Vorzugspreis erwerben und machten von dieser Möglichkeit in sehr großer Zahl Gebrauch, so dass das Buch bald vergriffen sein dürfte. Text: Peter Eichelsbacher, Bilder: Erich Mayer Bearbeitet von Herbert Rachor |
Zuwanderungen im Bachgau und in Pflaumheim Die Gebrüder Schuler aus Tirol Schon in früheren Jahren waren je nach Wirtschaftslage Zuwanderungen und Auswanderungen notwendig geworden. Einwanderungen waren vor allem nach den Auszehrungen durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) für die Überlebenden eine existenzielle Frage, wie viele Beispiele aus dem Bachgau zeigen. In Pflaumheim war nach dem Dreißigjährigen Krieg die Zahl der Einwohner von etwa 450 auf unter 100 gesunken. So ist aus dem von Josef Schuck 1937 herausgegebenen Heimatbuch „Pflaumheim im Bachgau“ heraus zu lesen, dass es nach dem Krieg nur ganz langsam aufwärts gegangen ist. Von der Regierung gewünscht, setzte bald eine Einwanderungsbewegung in den Bachgau ein: Wenigumstadt, das fast ausgestorben war, wurde 1661 von zahlreichen Familien aus der Gegend um Lüttich und Verviers in Belgien neu besiedelt. Auch in (Groß) Ostheim siedelten sich mehrere wallonische Familien an. Nach Pflaumheim kamen in dieser Zeit ebenfalls immer wieder Zuwanderer. So 1663 aus Österreich, 1668 aus Tungern in Belgien, 1669 aus Linz im Ländel ob der Enns (Oberösterreich, ein Gebiet das auch dem „Ländler“ seinen Namen gab). 1670 kamen Einwanderer aus Villingen, 1689 aus Burglos bei Lüttich, 1700 aus Tirol und 1701 aus Lutter im Eichsfeld. Viele der eingewanderten Namen hielten sich nicht lange in Pflaumheim. Nachhaltig bemerkbar machte sich die Einwanderung der Schuler-Brüder ab dem Jahre 1700 aus Wald, heute ein Ortsteil von Arzl, im Tiroler Pitztal gelegen. Die drei Gebrüder Schuler waren fähige Steinmetze, die das in Pflaumheim beheimatete Handwerk wieder zur Blüte brachten. Johannes Schuler pachtete von 1701 ab die Pflaumheimer Steinkaute für 5 Gulden jährlich und lies sich am 17.02.1702 vor dem Petersgericht als Nachbar annehmen. Er entfaltete bald eine rege Tätigkeit als Maurer und Steinhauer und lies seine beiden jüngeren Brüder Paulus und Matthäus hierher nachkommen. Johannes Schuler gewann sehr schnell Ansehen und schon nach nur neuen Jahren seines Hierseins wurde er am 31.01.1709 an Stelle des verstorbenen Hans Konrad Sigler „zum Gerichtschöffen erwehlet, auch ahn undt in pflichten genohmen“. Als im Jahre 1724 der Pflaumheimer Landschöff Adam Stegmann nach 37-jähriger Amtstätigkeit zurücktrat wurde Johannes Schuler „in Ansehen seines ehrbaren Wandels und sonstiger Fähigkeiten“ Landschöffe von Pflaumheim. Er starb am 25.02.1730 im Alter von 57 Jahren. Das bedeutendste Werk Schulers, ist zweifelsohne die Treppe zur Aschaffenburger Stiftskirche. Im Aschaffenburger Stadt- und Stiftsarchiv sind noch die Originalzeichnungen vorhanden. Der Auftrag zum Bau dieser Freitreppe, macht deutlich, wie bekannt der Pflaumheimer Handwerker in den seinerzeit maßgeblichen Kreisen war. Aus der am 28.01.1704 mit Maria Martha Rollmann geschlossenen Ehe gingen 10 Kinder hervor, drei starben in den ersten Lebensjahren, drei heirateten in Pflaumheim, die übrigen sind verzogen. Sei jüngster Sohn Konrad verstarb im Jahre 1813, im Alter von 91 Jahren. Von den beiden Brüdern des Landschöffen verstarb Matthäus Schuler schon am 31.07.1705, erst zwanzig Jahre alt, währen der am 21.01.1678 in Wald in Tirol geborene Paulus Schuler am 4.02.1709 die Tochter des Johann Konrad Sigler, Martha heiratete. Aus dieser Ehe gingen 8 Kinder hervor. Paulus verstarb am 25.04.1720 im Alter von 42 Jahren. Viele Pflaumheimer Familien tragen heute noch den Namen Schuler und sind die Nachkommen der beiden aus Tirol eingewanderten Schuler Brüder. Durch die Heiraten der zahlreichen weiblichen Schuler verbreitete sich ihr Blut auch in vielen anderen Pflaumheimer Familien. Außerdem führen verschiedene Schulerlinien nach auswärts unter anderem auch wieder zurück nach Tirol, wo Nachfahren in Zams im oberen Inntal leben. Nach Schuck (Heimatbuch von 1937) ist Paulus Schuler der Stammvater der meisten heutigen Schuler-Familien bis auf die Linie in Haus-Nr. 63 (zweistöckiges Doppelhaus, 1937 im Besitz von Josef und Alois Schuler), die von Johannes Schuler abstammt. In die Mauer des alten Pflaumheimer Friedhofes eingebaut ist der schon etwas verwitterte Grabstein von „Anno 1730“ des im Jahr 1700 aus Tirol eingewanderten Steinmetzen Johannes Schuler, „........gewesener Churfürstliche Meintzischer Landschöpf allhier ein gewöhnlicher (bekannter) Liebhaber der Argidectur (Architektur) und Baumeister“. Die Stammeltern aller Pflaumheimer Schuler sind Oswald und Eva Schuler geb. Schatz aus Wald im Pitztal / Tirol Aus Zeitungsartikeln von Lothar Rollmann, zusammengestellt und bearbeitet von Herbert Rachor |
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