Helene Grimm

Isch bin doch e Ploimern

 

Im Jahre 1958 weilte Helene Grimm in dem Heimatdorf ihrer Eltern. Vater und Mutter sind in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert. Wie von ihren in Pflaumheim wohnenden Verwanden zu hören ist, plant Helene in nächster Zeit wieder einen Besuch in Pflaumheim.

Die damalige Tageszeitung brachte ein Bericht von Lothar Rollmann am 28.11.1958 über den Besuch der jungen Amerikanerin mit den Ploimer Wurzeln.

Durch und durch wollte die junge blonde Amerikanerin Helene Grimm das Heimatdorf ihrer Eltern kennenlernen. Die paar Wochen, die sie zusammen mit Vater, Mutter und Schwester im Jahre 1950 in Pflaumheim war waren ihr viel zu kurz dafür. Schon damals setzte sie sich in den Kopf, dies so schnell wie möglich und ausgiebig nach zu holen. Seit Ostersonntag 1958 war nun die Helene in Pflaumheim und hielt es bis November aus, ohne großes Heimweh zu spüren. Ja, die Tränen kamen ihr schon manchmal, wenn sie die letzten Tage unaufhaltsam kommen sah, so gut hat es ihr bei der Tante und den beiden Vettern gefallen.

„Isch bin doch e Ploimern“ sagt Helene öfter im unverfälschtem „Ploimer Dialekt“ mit amerikanischem Akzent. Vater und Mutter sind aus Pflaumheim und in den zwanziger Jahren nach den Staaten ausgewandert. Drüben haben sich dann beide näher kennengelernt und geheiratet. Vater Josef Grimm ist ein Sohn von Anton Grimm und Frau Helene in der Ringstraße  (heute Dorfmauerweg), die Mutter Babette ist die Tochter der Eheleute Adam und Magdalena Raab aus der Bachstraße (heute Pflaumbachstraße, sie wohnten im vom „Eier Helmut“ renovierten Raab-Haus“). Helene wohnt mit ihren Eltern in Canton im Staate Pennsylvanien im eigenen Haus. Canton ist ein Arbeiterdorf mit etwa 2500 Einwohnern, einer kleinen Kartonagenfabrik und einem Betrieb der Kleiderbügel herstellt. Ihr Vater ist in der Kartonagenfabrik beschäftigt und sie selbst  war seither im Lohnbüro des gleichen Werks angestellt.  Die Mutter macht sich die in der Pflaumheimer  Konfektionsschneiderei  erworbenen Nähkenntnisse zu Nutzen  und hat neben ihrer Hausarbeit noch zu nähen. In Amerika werden von der Bekleidungsindustrie nämlich die Hosenumschläge und Ärmel erst nach den Maßen der Kunden fertiggemacht.

Volle sieben Monate sah sich Helene in Pflaumheim um. Man konnte sagen, sie interessierte sich für alles. Ob das Feldarbeit war, die Flurbereinigung oder sonst was. Die „Ploimer Leit“ sind ihr sympathisch und im besonderen dieser oder jener junge Mann. Ihr freundliches Wesen fand überall Widerklang. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie am liebsten in Pflaumheim ein Häuschen bauen würde. Siue hat sich dafür sogar schon einen Platz ausgesucht. Ganz entschieden und mit voller Überzeugung erklärte sie ihren Verwandten, wenn sie in zwei Jahren wiederkomme, dann sei es entweder ganz kurz oder für immer! Sebstverständlich will sie dann einwandfreies Hochdeutsch sprechen und sich immer mehr, wenn sie sich ein bisschen ungeschickt ausgedrückt hat, auf die Schippe nehmen lassen.

 Obwohl Helenes Mutter deutsche Gerichte kocht, fand sie doch so manches, was sie daheim vermissen wird. Besonders gut hat ihr das selbstgebackene Bauernbrot geschmeckt. Gerne hätte sie noch ein zünftiges Schlachtfest mitgemacht. Gut gemundet haben ihr auch die „Quetschekuche“, besonders die, welche sie selbst gebacken hat.

So alle paar Wochen fuhr sie mit Reiseunternehmen in verschiedene Länder. Einmal in die Schweitz, dann nach Tirol. Sehr eindrucksvoll war für sie die Pilgerfahrt nach Lourdes. Gut gefallen hat ihr auch die Reise nach Dänemark und Schweden. Jedesmal fand sie nette und freundliche Mitreisende aus der Umgebung, an die sie sich oft und gerne erinnern wird.

Mit der Höhepunkt ihres ganzen Urlaubs sei das Ploimer Heimatfest gewesen. Gar zu gerne hätte sie damals Vater und Mutter  hier gehabt. Eifrig hat Helene zur späteren Erinnerung und für die Eltern in ihre beiden Fotoapparate eingefangen was sie in Pflaumheim und Deutschland erinnert. Fast wöchentlich besuchte sie mit anderen jungen Menschen die Annakapelle, wie überhaupt ihre Religiosität beispielgebend war.

Mit dem deutschen Dampfer „Hanseatic“ wird sie in gut einer Woche wieder in den Staaten sein. Alle mit ihr bekannten Ploimer werden oft an sie denken und ein Wiedersehen wünschen!

 

Copyright © 2019 by Geschichtsverein Pflaumheim 2006 e.V.

 

Zeitungsartikel und Bild von Lothar Rollmann aus 1958

bearbeitet von Herbert Rachor

 

 

Wer ist gerade online?

Wir haben 52 Gäste online
Copyright © 2009 by Geschichtsverein Pflaumheim