Pflaumheimer Grabhügel

Schätze der Frühgeschichte

 

Pflaumheim ist mit dem frühesten schriftlichen Beleg über archäologische Ausgrabungen am Bayerischen Untermain verbunden. Schon 1787 wurden durch Jäger des Grafen Franz zu Erbach mehrere Grabhügel geöffnet, wobei einige Urnen gefunden wurden. Dies wurde durch die Beobachtungen eines Hirten bekannt und durch den Landeigner, das Aschaffenburger Viezedomamt zur Anzeige gebracht, das auch Anspruch auf die Funde erhob. Die beiden Jäger wurden gesucht und durch den Pflaumheimer Landschöffen vernommen. Die Funde konnten allerdings nicht mehr sichergestellt werden.

Diese Ermittlungen lieferten eine genaue Beschreibung der Fundstätte, an der der Landschöffe nun eine Nachgrabung durchführen ließ. Die Fundumstände und Funde, Urnen und auch Scherben mit römischen Inschriften sind erstaunlich genau beschrieben, so dass daraus gefolgert werden kann, dass die eindeutig vorgeschichtlichen Grabhügel ganz offensichtlich auch von römischen Nachbestattungen belegt waren.

Die Grabhügel waren schon von den Nachfahren der ersten steinzeitlichen Bauern zur Bestattung angelegt worden, um darin ihre Verstorbenen zu bestatten. Aus einem solchen Fundzusammenhang stammt vermutlich auch eine steinerne Streitaxt, die schon im ältesten erhaltenen Inventar des Aschaffenburger Museums von 1880 mit dem Fundort Pflaumheim verzeichnet ist.

An den Grabhügeln in den Pflaumheim Waldungen betätigte sich 1897/98 trotz Grabungsverbotes auch der Kommerzienrat Lang aus Würzburg. Seine zahlreichen Grabfunde der Urnenfelder- und Hallstattzeit aus über 25 Grabhügeln gelangten nach Würzburg. Ihm gebührt die zweifelhafte Ehre, gewissermaßen als erster Grabräuber Bayerns mit einem amtlichen Grabungsverbot belegt worden zu sein.

Dem Würzburger Kommerzienrat dürfte dieser Umstand sicher bekannt gewesen sein, er setzte seine Grabungstätigkeit unbeirrt fort. Aus einer von ihm 1902 unsachgemäß geborgenen Grabhügelbestattung stammt der reiche Schmuck einer Frau der Spätbronzezeit, der sich heute im mainfränkischen Museum in Würzburg befindet.

Dieser Fund und die illegale Grabungstätigkeit Langs führte dann dazu, dass Prof. Georg Hock, damals noch Assistent am Martin-von-Wagner Museum in Würzburg, die Ausgrabungen an den von Lang durchwühlten Grabhügeln im Pflaumheimer Gemeindewald fortsetzte. Mit der Gründung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege gelang es Hock dann 1908 als Leiter der Zweigstelle Franken, private Grabungen im Pflaumheimer Gemeindewald zu unterbinden.

 




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das  rekonstruierte Trachtenensemble mit Armspiralen, Beinbergen, Gürtelgehängen, Nadeln, Halsringen, Bernsteinkette und Kopfschmuck zeigt eine Reichhaltigkeit, wie sie sonst am Untermain nicht bekannt ist.

 

 

 

Quelle: Markus Marquart, Pflaumheim - Zur Archäologie eines frühmittelalterlichen Dorfes.
Aus der "Festschrift 1200 Jahre Pflaumheim", herausgegeben von Lothar Rollmann, 1994.
Bearbeitet von Herbert Rachor.
 

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